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Johannes Cassianus

Scythia minor 360 - Marsilia 435


Johannes Cassianus (auch Johannes von Masilia) pilgert als junger Mann nach Palästina, wo er in einem Kloster in Bethlehem erstmals mit dem christlichen Mönchtum in Berührung kommt. Von hier geht er für über zehn Jahre nach Ägypten, wo er in der Wüste neben dem Eremitentum der so genannten Anachoreten vor allem das Koinobitentum, eine Form des klösterlichen Zusammenlebens, kennen lernt.
Um etwa 400 n. Chr. wird Cassianus Schüler von Johannes Chrysostomus, dem Patriarchen von Konstantinopel, der ihn zum Diakon weiht. Nach der zweiten Verbannung des Chrysostomus reist Johannes Cassianus nach Rom, wo er sich bei Papst Innozenz I. erfolgreich für Chrysostomus einsetzt und zum Priester geweiht wird. Um 415 n. Chr. gründet er in der Nähe von Masilia (Marseille) das Männerkloster Sankt Viktor und das Frauenkloster Sankt Salvator, deren Vorsteher er bis zu seinem Tod bleibt.
Bemüht, das östliche Mönchtum mit gewissen Änderungen und Milderungen im Abendland heimisch zu machen, verfasst er eine Reihe von Schriften, mit denen er die Entwicklung des abendländischen Mönchtums stark beeinflusst. Zu seinen wichtigsten Schriften gehören "De institutis coenobiorum" (419-426), eine Beschreibung des orientalischen Mönchslebens, und "Collationes patrum Sceticorum" (nach 420), erdichtete Dialoge mit den ägyptischen Anachoreten über mönchische Fragen.
Johannes Cassianus gilt als Begründer des so genannten Semipelagianismus, einer theologischen Lehrrichtung, welche die Prädistinations- und Gnadenlehre des Kirchenvaters Augustinus scharf kritisiert. Cassianus betont dabei die Universalität der Gnade, die nicht, wie bei Augustinus, nur einige wenige Seelen, sondern alle Seelen errettet.
Auf Bitten des späteren Papst Leo I. verfasst Johannes Cassianus gegen Ende seines Lebens die Schrift "De incarnatione domini contra Nestorium" gegen den Patriarchen Nestorius von Konstantinopel, die einzige abendländische Schrift im nestorianischen Streit.


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